Samstag, 28. Juni 2014

Altstadtfest 2014: Dichtung und Wahrheit



Die Band „Ring of Fire“ sollte während des Altstadtfestes zwei Auftritte haben. Sollte. Kurz vor ihrem ersten Gig teilte man den Musikern lapidar mit, am Samstag würden sie nicht gebraucht.
Anwohner hätten den Veranstalter „verklagt“ und wegen Lärms dürfte am vorgesehenen Auftrittsort keine Musik erschallen. Eine Ersatzbühne bekamen die Künstler nicht genannt. Und was mit dem vertraglich vereinbarten Honorar geschieht, steht auch noch in den Sternen.
Die Betreiberin einer stadtbekannten und beliebten Lokalität, in der man bevorzug Bier von der Grünen Insel konsumiert, hatte einen Stellplatz gemietet. Vor dem ehemaligen C&A Gebäude. Kurz vor dem Aufbau teilte man ihr lapidar mit, sie könnte nicht dorthin.
Anwohner hätten den Veranstalter „verklagt“ und wegen Lärms und Drecks dürfte am vorgesehenen Auftrittsort kein Bier verkauft werden. Als Ersatz bekam die Wirtin den Domplatz angeboten. Wo sich bereits konkurrierende Biergondeln drängten. Was mit der Miete für den vereinbarten Ort geschehen soll, steht noch in den Sternen.
Wirtin und Musiker sind wütend auf die Anwohner und es fehlt ihnen jedes Verständnis dafür. EINMAL im Jahr kann man sowas doch mal aushalten, war eine Meinung, die immer wieder zu hören war, auch unter Unbeteiligten, die von den Umständen und den angeblichen Verantwortlichen erfuhren.
Lokale Dichtkunst
Dumm nur, dass nichts davon der Wahrheit entspricht. Niemand hat den Veranstalter verklagt. Es haben sich nur Eigentümer dagegen verwahrt, dass irgendjemand auf ihrem Gelände eine Bühne und Stände errichtet, OHNE sie zu fragen. Und einfach voraussetzt, man könne fremdes Eigentum fröhlich demolieren und die Geschädigten müssten sich dafür auch noch bedanken. 
Zwischen Eigentürmern und Anwohnern gibt es übrigens auch den einen oder anderen Unterschied.
Doch es ist in Limburg wie überall. Bevor die Wahrheit die Stiefel anhat, ist eine Lüge schon um die halbe Welt marschiert.
Dieser sehr dynamische Umgang mit Realitäten ist neben anderen einer der Gründe, weshalb sich immer mehr ortsansässige Wirte aus dem alljährlichen Treiben zurückziehen. Eine große Zahl von Lokalen bleibt inzwischen während des Altstadtfestes geschlossen.
In diesem Jahr ist ein weiteres hinzugekommen. Das „Kolorit“ nimmt an der erschöpfenden und für die Betreiber risikoreichen Veranstaltung nicht teil. Anders als viele, die sich einfach achselzuckend von der Organisation abgewandt haben, die nominell als Werbegemeinschaft gerade ihre Interessen fördern sollte, lässt der Besitzer des Lokals seine Gäste aber nicht im Dunkeln darüber, wieso er nicht mehr teilnimmt.
Als Freund der Dichtkunst kann ich die Begründung, die der junge Wirt des „Café Kolorit“ geschrieben und in die Fenster gehängt hat, dem werten Publikum nicht vorenthalten.
Das Altstadtfest, wie es leibt und lebt. Oder eben: Dichtung und Wahrheit…

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