Sonntag, 20. April 2014

ZeitWeg – Die eine Stimme der Vernunft



In Limburg ist etwas Ungeheuerliches und Seltenes passiert. Etwas, das man seit vielen Jahren so nicht mehr erlebt hat. Das Stadtparlament ist seiner Aufgabe nachgekommen und hat die Notbremse gezogen, bevor ein weiteres Monument sinnfreier, kommunaler Geldverschwendung (oder Geldverlagerung in private Taschen…) in Limburg errichtete werden konnte.
Das ZeitWerk ist gestorben.
Endgültig.
Das heißt, sterben kann nur etwas, das jemals gelebt hat. Dieses Mitmach-Museum war von vorn herein eine Totgeburt, wie ein Mensch, der einigermaßen die Grundrechenarten beherrscht, zu jeder Zeit selbst feststellen konnte und kann. Auch die allergrößten finanztechnischen Taschenspielertricks und Hochrechnungen aus dem Reich von Wolkenkuckucksheim hatten bereits bei den „Planungen“ ergeben, dass vielleicht wenn Sonne, Mond und Sterne irgendwann in einer Linearkonstellation an Ostern stünden, eventuell und möglicherweise einmal eine tiefrote Null in der Bilanz eines einzelnen Jahres stehen würde. Eines. Von 25, die man den musealen und selbst zu fertigenden Palast der bewegenden aber unbeweglichen Dinge anzumieten gedachte.
Nun ist es gescheitert, das ehemalige Mechanikum, mit dem teuersten Namen der Stadtgeschichte, der natürlich ungenutzt bleiben sollte, aber eine sechsstellige Summe in den Sand setzte bzw. in anwaltliche Kassen stopfte.
Was für ein Knall. Und was für eine Blamage.
Dabei war alles vorbereitet, für die schöne, große Inszenierung. Der zuständige Ausschuss hatte noch rasch getagt, keine wesentlichen Fragen gestellt und mit deutlicher Mehrheit den Abnickverein des Stadtregenten gespielt, wie es so häufig der Fall ist.
Doch die gewählten Abgeordneten funktionierten nicht. Wenigstens nicht mehrheitlich. Der übliche Überallesbescheidwisser verkündete lautstark, einem Zahlenwerk, in dem erwiesenermaßen noch eine ganze Reihe von wesentlichen Angaben nicht vorhanden oder nicht gesichert waren, seien alle Informationen zu entnehmen. Und er forderte, man müsse endlich mal Nägel mit Köpfen machen.
Es wurden.
Sargnägel.
Mit für den Alleinherrscher der Stadt nachgerade penetranter Hartnäckigkeit wurden Fragen gestellt – und auf die übliche Art von oben herab nicht beantwortet. Mit einem mehr als überraschenden Resultat.
Das Volk verweigerte einfach die Gefolgschaft.
Industrieruine - Günstige Miete
Das Veto der Stadtverordnetenversammlung ist eine laut schallende Ohrfeige für die Limburger Hinterzimmermauschelpolitik. Lange genug war Intransparenz ein Synonym für Limburger Entscheidungsfindung gewesen. Diejenigen, die die Stimme der Bürger repräsentieren sollten, wurden von (übrigens ebenfalls gewählten und dem Bürgerwohl verpflichteten) Regenten nicht nur für dämlich gehalten, sondern auch mit schönster Regelmäßigkeit für dumm verkauft.
So ließ es sich der oberste Verfechter des Musentempels nicht nehmen, die tolldreiste Behauptung mehrfach ins Feld zu führen, die Miete für das Objekt sei ja nun auch extrem günstig. Als ob eine so dynamisierte Tatsache nur durch ständige Wiederholung zur Wahrheit geadelt würde.
Knappe 6 Euro sollte die Quadtratmetermiete „nur“ kosten. Und für was? Für eine Ruine, denn nichts anderes ist das Gebäude zurzeit, das für das Museum vorgesehen war. Jede Investition in das Objekt sollte aus dem Geldsack des Mieter, also der Stadt kommen! Es wär sicher einmal interessant, eine Umfrage zu starten, welcher Besitzer einer 1000 m² großen, völlig maroden Lagerhalle in Limburg sich weigern würde, diese der Stadt für 6000,-- € im Monat zu vermieten. Für 25 Jahre, vollständige Sanierung und Ausbau in ein Eventcenter inklusive.
Doch dazu kommt es nun nicht.
Es haben sich vollkommen unerwartet in der Debatte Menschen zu Wort gemeldet, die das Denken dann doch nicht völlig an den lokalen Machthaber delegiert haben.
Der wird sich selbstredend dafür rächen und keine Gelegenheit auslassen, in seiner restlichen Amtszeit die Parlamentarier dafür abzustrafen, dass sie ihrem verfassungsgemäßen Auftrag nachgekommen sind.
Aber er kann an der Entscheidung nichts mehr ändern.
Das ZeitWerk ist tot.
Die Demokratie in Limburg offenbar doch noch nicht.
Gerade hat sie einmal kurz gezuckt und fest zugebissen.
Wir sollten sie füttern und pflegen, damit sie sich noch viel öfter in freier Wildbahn zeigt.

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