Donnerstag, 30. Mai 2013

Hier Drachen oder: Die Medienlandschaft aus Limburger Perspektive



Nein, ich wollte es wirklich nicht. Ganz bestimmt nicht. Ehrlich. Ich gebe diesbezüglich jetzt keine Versicherung an Eides Statt ab, aber diese Seite sollte (und wird ganz sicher auch) sich mit Belangen der Limburger Altstadt, deren Probleme, Sorgen, Kämpfe, Lasten und auch Freuden befassen. Das Ziel war nicht, eine öffentliche Plattform zu schaffen, die ständig den aktuellen Bischof von Limburg im Fokus hat. Sich selbst zu demontieren schafft er mit seinen Begierden, seinen öffentlichen Auftritten sowie seinem ganz eigenes Verständnis von Kommunikation problemlos ganz alleine. Ohne jede Hilfe.
Ich wollte es wirklich nicht. Wie gesagt. Und jetzt das. Zwei Kommentare hintereinander, die sich beide mit demselben, leidigen Thema befassen. Müssen. Ich verspreche, ich werde alles tun, dass es nicht wieder vorkommt. Aber es ist leider unvermeidlich. Und wird, so hat man mir zugetragen, auf dieser Seite bereits vom einen oder anderen mit Spannung erwartet. Also bin ich in der Pflicht und muss gehorchen. Sozusagen.
Er hat es wieder einmal geschafft, auf den Titel- bzw. Startseiten aller maßgeblichen Organe der öffentlichen Meinung off- und online zu erscheinen, mit der Meldung, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen einer Falschaussage an Eides Statt eingeleitet hat. Grundlage der Entscheidung ist, dass nach Überprüfung der Sachlage ein begründeter Anfangsverdacht besteht.
In der Nähe des Tatorts? (c) Thomas Max Müller/pixelio.de
Was ist eigentlich geschehen? Eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse in eigenen Worten. Im Sommer des vergangenen Jahres war der Bischof von Limburg mit diversen Journalisten auf dem Domberg unterwegs. Er war gerade erst von einer Reise zurückgekehrt, bei der er auf der Suche nach Beweisen zum Erlangen einer Privatheiligen für das Bistum in Indien war, hatte diese aber mit einem Alibibesuch bei den Ärmsten der Armen getarnt. Die Reise. Nicht die Heiligwerdensollende. Ein anwesender Spiegel-Reporter fragte ihn, ob er Erster Klasse geflogen sei. Business-Klasse, war die eindeutige Antwort. Zu dem Zeitpunkt lief eine Kamera und das Gespräch wurde dokumentiert. Schnelle Recherchen des betreffenden Reporters ergaben, dass der Bischof und ein Begleiter sehr wohl Erster Klasse geflogen waren.
Das war der Punkt, an dem das ganze Desaster begann. Eine Katastrophe von geradezu biblischen Ausmaßen. Die Ursache der Verwüstungen sind aber nicht Heuchelei, Luxusgier, Protzsucht und Weltfremdheit des kirchlichen Würdenträgers. Darüber kann sich inzwischen wohl jeder sein ganz eigenes Urteil bilden und die Verhaltensweisen zwischen Predigen und Handeln sprechen eine eindeutige Sprache.
Was sich in der Folge ereignete und noch ereignet, ist hingegen ein so mustergültiges PR-Desaster, dass es an allen Instituten für Publizistik und Kommunikation als abschreckendes Beispiel für ein Seminar herangezogen werden könnte. Wahrscheinlich sogar in absehbarer Zeit wird.
Droht Gerechtigkeit? (c) lupo/pixelio.de

Die mediale Landkarte Deutschlands ist gepflastert mit PR-, Marketing-, und Kommunikationsberatungsagenturen. Anders als Laien annehmen, ist deren primäre Aufgabe jedoch nicht, Menschen, Unternehmen und Institutionen bestmöglich zu verkaufen. Das Kerngeschäft dieser Berater liegt darin zu verhindern, dass sich ihre Klienten selbst SCHADEN. Das Zauberwort ist dabei Krisenkommunikation. Wenn alles läuft, braucht man kaum eine Beratung. Die ist aber in einem Fall dringendst nötig, den der gemeine Amerikaner sehr drastisch aber wunderbar treffend wie folgt beschreibt: „When the shit hits the fan“. Teutonisch: Wenn die Fäkalien in den Ventilator fliegen. DANN kann man so ungefähr alles falsch machen, insbesondere wenn man den Reflexen Raum gibt und genau das absondert, das auch juvenile Delinquenten äußern, selbst wenn sie mit der Tatwaffe neben der Leiche angetroffen werden: „Schwarwsnich. Weißnich.“
Was wäre im aktuellen Bischofsfall die beste Vorgehensweise gewesen?
Es wird im Bistum bekannt, dass der Spiegel auf dem Kriegspfad ist. Wie es seriöse, journalistische Gepflogenheiten vorschreiben, wird beim BO noch einmal konkret nach dem Flug gefragt. Es ist vollkommen klar, dass der SPIEGEL etwas schreiben WIRD, in der bekannt süffisanten Art. Das ist NICHT zu verhindern! Das Einzige, was jetzt auf dem Programm stehen kann, ist Schadensbegrenzung. Also wäre JETZT die Gelegenheit gewesen mitzuteilen, dass Bischof nebst Begleiter Erster Klasse geflogen sind, dass dies warum auch immer erforderlich war, phantasievolle Erklärung einfügen, dass der Bischof die Frage des Reporters auf dem Domberg so verstanden hatte, dass dieser wissen wollte, welche Art Flug vom Bistum bezahlt wurde und dass das Upgrade auf die Erste Klasse durch privaten Bonusmeilen geregelt wurde.
Mehr konnte man nicht tun und das Ganze wäre von weiten Teilen der Öffentlichkeit mit einem Achselzucken abgetan worden: Naja, DER halt wieder. Oder: na und?
Doch das, was stattdessen folgte, war als Aktion an Naivität und Weltfremdheit absolut nicht zu überbieten. Man stellte den Ventilator nicht ab, sondern auf Stufe drei. Das BO geruhte, eine Anwaltskanzlei loszuschicken, mit einer UNTERLASSUNGSERKLÄRUNG nebst Kostenrechnung. Man sollte sich verpflichten, nicht zu behaupten, der Bischof sei Erster Klasse geflogen. Was dieser eideststattlich anliegend versicherte. Wohlgemerkt, dieses Schriftstück ging nicht an Die Bäckerblume oder das Amtliche Mitteilungsblättchen Hinterdingolfingsdings. Sondern an DEN SPIEGEL. An das größte und wichtigste deutsche Nachrichtenmagazin. Das Organ, das ganze Horden von cleveren Medienanwälten beschäftigt, die Artikel auf juristische Fallstricke überprüfen und dafür sorgen, dass das politische Wochenblatt nur alle Schaltjahre mal zum Abdruck einer Gegendarstellung verpflichtet wird und praktisch nie zum Widerruf!
Es kam, was kommen musste. Der Spiegel berichtete. Der Spiegel berichtete über die versuchte Einflussnahme. Ganz Deutschland sprang auf die Meldung auf. Und das Bistum musste nicht viel später wortreich und inhaltsarm und weitere Fragen aufwerfend zugeben, dass der Flug sehr wohl auf dem Oberdeck stattgefunden hatte. Dem Exklusiven.
Mit dem höhnischen Gelächter und den üblichen Kommentaren wäre die Sache nun eigentlich erledigt gewesen. Doch da war dieses eine Schriftstück. In dem an Eides Statt behauptet wurde, man sei nicht erstklassig unterwegs gewesen. Und eine derartige Behauptung sei gegenüber dem Reporter nie aufgestellt worden. Aber die Kamera war eben an.
Hier Drachen. Irgendwo. (c) Maren Beßler/pixelio.de
Eidesstattliche Versicherungen gibt es in vielen Bereichen. Der eine oder andere dürfte Formen davon kennen („Schhabnix“). Wer eine falsche EV abgibt, macht sich strafbar. Es ist kein Antragsdelikt. Also hätte die zuständige Staatsanwaltschaft von Amts wegen ermitteln müssen und damit, nichts von dem Delikt gewusst zu haben, kann man sich kaum herausreden. Immerhin stand es in allen Zeitungen. Es passierte aber nichts, bis sich drei Menschen aus nur ihnen bekannten Motiven genötigt sahen, förmlich Strafanzeige zu erstatten. Die Sache wurde an die StA Hamburg abgegeben, die erst einmal prüfte, ob ein Anfangsverdacht besteht. Was überraschend viel Zeit erforderte. Nunmehr wird bestätigt, dass das der Fall ist. 
Aber was tut unser aller BO in diesem Fall? Es DEMENTIERT! Das muss man sich einmal vorstellen. Hamburg bestätigt über die Leitung ihrer Pressestelle besagtes Ermittlungsverfahren und die Spezialisten für Öffentlichkeitsarbeit in Diensten des Bischofs haben nichts Besseres zu tun, als zu sagen, dass man bei der Staatsanwaltschaft lügt. Sagenhaft. Eltern kleinerer Kinder kennen das Phänomen. Wenn ich nur die Augen fest zumache, dann sieht mich das Monster nicht... 
Die Medienlandschaft der Republik endet in der Vorstellung des Bistums ganz offenbar in einer Ecke des Neumarkts. Dort hat man in den meisten Fällen die richtigen Menschen an den richtigen Stellen, die schon dafür sorgen, dass das Richtige gedruckt wird. Und das Wichtige nicht. Was den Rest der Welt jedoch betrifft, sind Pressestelle des BO und ihr Oberster Hirte mit defektem Kompass und ohne Sextant unterwegs, jedem Sturm ausgesetzt und haben keine Vorstellung, wo sie sich befinden. Im Mittelalter schrieb man auf Seekarten von Gebieten, von denen man keine Ahnung hatte oder in die man sich nicht traute: Hier Drachen.
Das Bistum ist von lindwurmverseuchten Gewässern nur so umgeben. Wir sind gespannt, wann die klerikale Limburger Galeere auf das nächste Riff läuft.

Dienstag, 28. Mai 2013

Bischof von Limburg in Lebensgefahr?



Der Bischof von Limburg gilt als gefährdete Person und potenzielles Angriffsziel extremistischer Aktivitäten aller Couleur. Aus diesem Grund besitzt sein monumentales Dienstfahrzeug nicht weniger als drei unterschiedliche Kennzeichenpaare. Ob das gleichfalls vorhandene, immer auf dem Armaturenbrett platzierte Schild „Bischof von Limburg“ zur Anonymität seiner Fortbewegung beiträgt, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall ist man an den richtigen wichtigen Orten um seine Sicherheit besorgt. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollte der hauptberufliche Bischofsfahrzeuglenker auch eine Funktion als Bewacher des Leibes seiner hochwürdigsten Exzellenz ausüben. Es schien also alles für die Sicherheit des lokalen Klerikalen getan.
Es schien.
Man hatte nämlich offenbar nur Gefahren von außen bedacht, ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die größte Bedrohung während bischöflicher Transporte INNEN entstehen könnte. Im Fahrzeug, konkret gesagt.
Auf dem Fahrersitz.
Der Spiegel meldet und nach Recherchen von mittelhessen.de dementiert das Bischöfliche Ordinariat nicht, dass es einen Vorfall gab, der den Chauffeur des Bischofs von Limburg ins Zentrum polizeilicher Ermittlungen rückt. Er soll zwischen Limburg und Wiesbaden gestoppt worden sein. Es besteht angeblich der Verdacht auf Alkohol am Steuer.
Dringend benötigt: Der heilige Christopherus

(c) Dieter Schütz/pixelio.de
Den Fans und Bejublern des Residenten vom Domberg sei versichert, dem Bischof höchstselbst ist nichts passiert. Er war, wie man vermeldet, zum betreffenden Zeitpunkt nicht im Wagen. Aber wie verhält es sich mit den vielen, vielen Fahrten zuvor? In welchem Zustand bewegte der Lenker des bischöflichen Schwerlastpersonenbeförderungsgeräts dasselbe auf seinen sonstigen Reisen? Befand sich unser aller Bischof gar in einer fortgesetzten Lebensgefahr, sobald er den Rücksitz seines Mobilbüros okkupierte?
Darüber gibt es keine Meldungen. Das Bischöfliche Ordinariat wählt von den zwei Optionen, die es hat, sobald um eine Auskunft ersucht wird, die Variante B.
Möglichkeit A beinhaltet das ausführliche Beantworten einer Frage, die man absolut NICHT gestellt hat. 
Variante B dagegen die Mitteilung, dass man sich nicht äußert, in der Regel mit Hinweis auf legalistische Motive.
Man äußert sich also nicht. In diesem Fall ist es sogar einmal nachvollziehbar und wohl korrekt. Besoffen Autofahren ist ein eigenhändiges Delikt und der Täter dafür persönlich verantwortlich und zu belangen. Dem Bischof dabei eine Mittäterschaft zu unterstellten und das BO damit in eine Erklärungsnot zu versetzen, wäre mehr als weit hergeholt. Auch der Hinweis darauf, dass interne Personalangelegenheiten nicht publiziert und kommentiert werden, ist so in Ordnung. Was immer mit dem Mann und seinen vielen Jobs und Titeln geschieht, ist eine Sache zwischen Arbeitgeber und –nehmer.
Eine Frage stellt sich dem (nicht ganz so) unparteiischen Beobachter aber. Wie sieht die Zukunft in der Bischöflichen Quasistaatskarosse aus? Kann der Insasse sicher sein, sein Ziel gefahrlos zu erreichen? In Frankreich ist nunmehr das Mitführen eines Alkoholtestgeräts in jedem KFZ Pflicht. Wäre das nicht auch eine Lösung? Dann könnte der Bischof von Limburg blasen lassen. Vor jedem Fahrtantritt.

Montag, 27. Mai 2013

Bürgerversammlung Limburger Schloss



Der Stadtverordnetenvorsteher lädt freundlicherweise die Bürger der Stadt Limburg am 11. Juni um 19:30 Uhr ein. Im Sitzungssaal des Rathauses soll das Limburger Schloss das Thema sein.
Das Dingsda hinter dem Dom
Diese lapidare Meldung, die unkommentiert als Randnotiz in den Zeitungen stand, hat eine Vorgeschichte. Eine längere. Das Limburger Schloss war 2011 überraschend als bezuschussungsfähiges, kommunales Bauwerk in den Fokus von Bürgermeister und Magistrat gerückt, die umgehend alles unternahmen, es bloß nicht auch in den Fokus der Öffentlichkeit geraten zu lassen. Das war grundsätzlich nicht weiter schwer, interessiert doch diese Ansammlung historisch und architektonisch vollkommen bedeutungsloser Gemäuer in Limburg eigentlich niemanden. Mancher hatte ungute Erinnerungen an eine Schulzeit dort, andere dachten an Pizzaorgien und Fußballweltmeisterschaftsfeiern in den Räumen der italienischen Gemeinde und vielleicht noch an einen verruchten Jugendtreff in einem finsteren Keller. Früher. Nur einmal kurz gelang es einigen, wenigen, persönlich Interessierten, eine kleine, gleichwohl empörte Öffentlichkeit herzustellen, als Mitte der 90er Jahre die Gefahr bestand, dass das Schloss in die Hände eines (bösen) Ortsfremden fallen könnte. Das konnte jedoch in einer konzertierten Aktion zwischen Vereinsgründung und massiver, politischer Einflussnahme verhindert werden. Glücklicherweise. Verkündete der eine oder andere damals. Und man hörte nichts mehr vom Limburger Schloss. Lange, lange Zeit.
So sollte es besser auch bleiben, waren sich die Verantwortlichen einig.
Doch eine Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung kam auf die Idee, und das muss man ihr zu Gute halten, dass die Bürger Limburgs vielleicht ein Interesse daran haben könnten, was mit dem verfallenden städtischen Gemäuer hinter dem Dom passieren sollte – und vielleicht auch, wer davon profitieren würde und auf wessen Kosten.
Abgebrannt, wieder aufgebaut, vergammeln gelassen, restauriert
Also stellte die FDP Fraktion einen Antrag auf eine Bürgerversammlung.
Das geschah im August 2011. 
Diesem Antrag stimmte man zu.
Danach passierte… Nichts. 
Nunmehr 2 (in Worten: zwei) Jahre und eine ganze Reihe von Nachfragen später soll ebendiese Bürgerversammlung stattfinden. 
Vielleicht kommt sogar der eine oder andere. 
Und vielleicht stellt der eine oder andere die eine oder andere konkrete Frage bezüglich der Historie und Abläufe des Erwerbs des Limburger Schlosses durch die Stadt. 
Der eine oder andere der Entscheider spielte in diesem Drama nämlich durchaus bereits eine Rolle. Manche gleich mehrere und mit wechselnden Positionen, Ansichten und Einsichten. Gut, das ist sicher übertrieben. Einsicht zählt im politischen Leben Limburgs eher nicht zu den Kardinaltugenden.
Es sind im Prinzip zum Termin der Versammlung alle Zutaten vorhanden, die einen unterhaltsamen Abend ergeben könnten.
Immerhin geht es um ein verwunschenes Schloss. Gibt es nun auch eine Märchenstunde?

Sonntag, 26. Mai 2013

Das kommunale Hundeklo



Ab und zu kann man es einfach nicht vermeiden. Dann muss man einmal Verantwortliche für rasche und zielführende kommunale Reaktionen loben. Vor ca 20 Jahren zum Beispiel wäre dafür ein Anlass gewesen. Ein Anwohner des Roßmarkts hatte sich beklagt, dass gegenüber der kleinen Gasse, an deren Ende sein Haus und seine Garage lagen, mit großer Begeisterung von Ortsfremden wild geparkt wurde und zwar so, dass er mit seinem Sternenkreuzer beim besten Willen nicht mehr abbiegen konnte.
Damals ging alles rasend schnell. Innerhalb von drei Tagen wurde gegenüber der Ausfahrt eine Verkehrsinsel mit Bordsteinen abgetrennt, in die dann auch noch ein Pfosten gesetzt wurde, um die Findigeren unter den hirnfreien Parkern daran zu hindern, ihr Automobil AUF der betreffenden Insel abzustellen.
Dafür also nachträglich ein ganz großes Lob und eine ebensolche Anerkennung. Das war sehr gut, sinnvoll, schnell, zweckdienlich, unbürokratisch und  bürgerfreundich.
Und es war vor etwa 20 Jahren.
Ob so etwas heute noch denkbar wäre, ohne 17 Ausschüsse anzurufen, 12 Beschlussvorlagen aus unbekannter Quelle nicht zu lesen, 13 Machbarkeitsstudien in Auftrag zu geben, ohne Magistratsbeschluss, Stadtverordnetenvotum, erneutem Gutachten und Gegenstudie, Aufhebung des Magistratsbeschlusses und Zurückverweisung an den Altstadtausschuss, sei einmal dahingestellt. Zweifel sind angebracht.
Das große Nichts
Es gibt sie auf jeden Fall noch heute, besagte Verkehrsinsel. Sie besteht aus einem ausgehobenen Becken, das zur Befüllung mit Erde und zur Begrünung im folgenden Jahr vorgesehen war. Doch es folgten viele, viele Jahre, ohne dass etwas geschah. Während an den richtigen Stellen platzierte Blumenkübel (Bischofsplatz) mehrfach per anno bepflanzt, gewässert und hin- und hergekarrt werden, führt die Verkehrsinsel am Roßmarkt nach wie vor nicht einmal ein stiefmütterchenliches Dasein.
Noch nie hat sie eine Schaufel Erde gesehen oder gar etwas Grünes aus einer Gärtnerei. Das einzig Biologische, das dort platziert wird, sind die Haufen der Hunde, deren Besitzer zu faul sind, die paar Meter bis zum wirklich fußläufig erreichbaren Greifenberg zu gehen. Dieser animalische Dünger hat dafür gesorgt, dass Unkraut einen Hauch von Grün bildet. Mehr gibt es nicht. Die Stadt Limburg hat sich seit der Erbauung dieses kleinen Denkmals für kommunale Reaktionsschnelligkeit nie wieder darum gekümmert. Die Besitzer der Häuserzeile rechts tun alles dafür, alljährlich diesen Teil des Rossmarkts mit einer Blütenpracht in Fensterkästen und Bodenkübeln zu schmücken. Im kommunalen Blumenbeet jedoch regieren Leere und Dreck. Und keinen kümmert es. Dabei gäbe es doch einen ganz einfachen Grund nach Limburger Art, gerade diese kleine Verkehrsinsel alljährlich mit dem größmöglichen Aufwand zu gestalten und zu pflegen. Vielleicht weiß es einfach keiner der Verantwortlichen, aber: Die Mauer links davon gehört zum Bischöflichen Ordinariat…

Samstag, 25. Mai 2013

Die Lösung: Ein ganz besonderer Verkehrskreisel



Anlässlich der Criminale (größtes, deutschsprachiges Krimifestival) war ich unlängst in Bern (sprich: Beeeeerrrrn; man ist dort tatsächlich ein ganz klein wenig, hm, sagen wir einmal: bedächtiger…).Das hat mit Limburg nun nicht besonders viel zu tun. Man erreicht Bern in gut vier Stunden, falls die Frau im Kofferraum („Bitte jetzt rechts fahren und der Autobahn folgen…“) einem Anweisungen nicht 100 m HINTER der Abzweigung gibt oder irgendwann die Aussage ganz verweigert, was bei mir geschah.
Dazu kam, dass ihr offenbar die aktuellen Geheimnisse der Schweizer Wegführung nicht vertraut waren. Ein spannendes Phänomen ist ihr in den zwei Jahren, die ich diesen Wagen habe, eindeutig entgangen: die auch in der Schweiz grassierende Kreisellitis.
Wo sie noch ampelbewehrte Kreuzungen sah, fand ich mich mehrfach an und in Verkehrskreiseln wieder, was geradezu heimatliche Gefühle bei mir auslöste. Das kannte ich. Nur zu gut. Denn nichts kann ja die heimische Tiefbauerfraktionen in Parlament und Magistrat mehr in Ekstase versetzen, als die Möglichkeit an einer beliebigen Stelle einen Verkehrskreisel zu asphaltieren. Ob er nun sinnvoll ist oder nicht. Und unabhängig von der Frage, ob es dort überhaupt einen Platz für ein solches Monument der Straßenbaukunst gibt.
Platz. Ja, Platz ist ein Problem, wenn man ihn nicht hat. Pseudofahrradwege kann man ja notfalls noch auch auf die schmalste Straße pinseln. Aber mit Kreiseln wird es da schon schwieriger.
Stillleben mit Hut und Verkehrskreisel, durch automobile Frontscheibe erblickt (c) Dr. Petra Busch
Doch nun habe ich etwas gesehen, das ich der germanischen Welt einfach nicht vorenthalten darf, der Limburger schon gar nicht. Die Schweiz gilt ja gemeinhin nicht unbedingt als eine progressive Nation. Wie groß war da meine Überraschung, als ich etwas vorfand, das ich in meinem Leben noch nicht erblickt hatte: einen UNTERIRDISCHEN Verkehrskreisel! Meine Frau im Kofferraum war so begeistert darüber, dass sie mich prompt an der nächsten Ausfahrt vorbeischickte und ich gezwungen war, zu wenden, und dieses Bauwerk noch einmal zu nutzen, wobei dieses Foto entstand.
Ich wusste im ersten Augenblick: DAS ist sie! DIE Lösung für alle Verkehrsprobleme Limburgs, sogar für die, die es noch gar nicht gibt.
Limburg BRAUCHT einen unterirdischen Kreisel! Der zentrale Lichtschacht, der in Bern von einem Kegel teilweise ausgefüllt wird, der könnte in Limburg mit einer wunderbaren, aus rostigen Bahnschwellen zusammengeschweißten Stele bedacht werden, mit kleinen Fußgängerbrücken oberirdisch erreichbar, mit Touchscreens, die dem Ortsunkundigen den Weg weisen. Und unter der Erde könnte man fette Displays aufhängen, die klarmachen, wohin die zweispurige Ausfahrt führt: zur WERKSTADT. Für einen kleinen, mit Schranke gesicherten Abzweig wäre sicher auch noch Platz. Zur bischöflichen Tiefgarage. Man könnte den Kreisel direkt unter der historischen Altstadt planen. Graben, wühlen, hämmern, bohren. Vielleicht ein wenig sprengen! Jahrelang, mit allem Lärm und allem Dreck und aller demonstrativer Geschäftigkeit, die bei einem solchen Unterfangen üblich ist. Fraktionen könnten sich um die Planung und Ausführung streiten, Koalitionen bilden, Wahlversprechen abgeben und umgehend wegen Nichtdurchsetzbarkeit NACH der Wahl wieder brechen, die üblichen Allesspezialisten könnten Bedenken tragen und die Lautsprecher auf wohlbekannte Art ein neues Ei begackern. Wäre das nicht wunderbar?
Liebe Bürgermeister, Magisträte, Stadtverordnete, Ausschußmitglieder, wie sieht es aus? Wäre DAS nicht eine Idee? Wer wagt es, sie als erstes öffentlich als seine zu verkaufen?